Wie Pinduoduo mit Empfehlungsmarketing und spielerischen Elementen das am schnellsten wachsende E-Commerce-Unternehmen in China wurde

Pinduoduo (PDD) wurde 2015 in Shanghai gegründet, konnte innerhalb kürzester Zeit einen beeindruckenden Aufstieg hinlegen und gilt derzeit als das am schnellsten wachsende E-Commerce-Start-up in China.

Pinduoduo ist vom Aufbau her eine Social E-Commerce-Plattform, welche aus einer App und einem WeChat Mini Programm besteht und nutzbar ist. Auf Pinduoduo kann man eine breite Palette von Produkten des täglichen Bedarfs von Bekleidung, Schuhe, Taschen, Kosmetik, Lebensmittel, Haushaltswaren bis hin zu Möbel und Autozubehör kaufen.
PDD sieht sich selbst als Mischung von Costco und Disney Land, andere wieder um eher als Mischung aus Facebook und Groupon.

Die grundlegende Idee hinter Pinduoduo ist jene, dass interessierte Kunden durch einen Zusammenschluss hohe Rabatte erzielen können.
Angereichert wird das Ganze durch spielerische und interaktive Elemente. So gibt es Ranglisten mit Gruppen, welche am meisten gespart haben.
Das Besondere am Geschäftsmodell von PDD ist die tiefe Integration der sozialen Komponente in den Kaufprozess. Pinduoduo selbst bezeichnet dies als „team-purchase“, also als eine Art Team-Einkauf.

Die Produkte auf PDD werden von einzelnen Händlern angeboten und gelistet, welche auch für die Beschaffung dieser Produkten verantwortlich sind. Nutzer von PDD können diese Produkte einzeln oder über einen so genannten „Team-Kauf“ erwerben. Beim Team-Kauf können die Nutzer dabei selbst ein neues Team initiieren oder einem bestehenden Team beitreten. Der Nutzer lädt im Rahmen des Team-Kaufs seine Freunde über WeChat ein, dem Team beizutreten, wobei von jedem Nutzer eine kleine Anzahlung getätigt wird. Der Team-Einkauf ist erst dann erfolgreich, sobald die notwendige Anzahl von Käufern erreicht wird. Wird die notwendige Anzahl nicht erreicht, erstattet PDD die Anzahlung zurück. Kommt der Kauf zustande, übermittelt PDD dem Produzenten der Produkte die Bestellung, wobei dieser dann die Produkte verschickt.
Nach dem Erhalt der Produkte habe die Käufer die Möglichkeiten, das gekauft Produkt zu bewerten.

Das Geschäftsmodell von PDD ist ein Zusammenspiel von Sozialen Medien und E-Commerce und lässt sich nicht nach traditionellem B2C-Ansatz erklären; am ehesten entspricht dieses durch die starke Integration der Verbraucher mit den Produzenten einem C2M-Modell (Consumer to Manufacturer).

Das Ziel von PDD nach dem Bottom-up-Prinzip ist es, erst die Bedürfnisse der Verbraucher zu verstehen und erst anhand dieser realer Nachfrage, werden die Produzenten von diesen Produkten aktiviert.
Diesen neuen Ansatz der C2B-Produktentwicklung (Consumer to Business) haben wir in einem vorherigen Beitrag bereits genauer betrachtet.

Der typische PDD-Nutzer ist weiblich, zwischen 25 und 55 Jahre alt und verfügt im Durchschnitt über eine geringe Kaufkraft, wobei fast zwei Drittel aus ärmeren Städten aus dem chinesischen Hinterland (lower-tier cities) kommen. Diese Nutzer verfügen nicht über die Mittel, um hochwertige Produkte beispielsweise auf Tmall oder JD zu kaufen. Pinduoduo bietet hier eine willkommene Möglichkeit, über den „team-purchase“ beim Kauf der ohnehin qualitativ niedrigen Produkte zusätzlich zu sparen.


Die Wachstumszahlen von Pinduoduo sind beeindruckend. In weniger als vier Jahren erreichte Pinduoduo einen Handelsumsatz (GMV) in Höhe von 83,1 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 181% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zum Vergleich: eBay startete 1995 zwar sehr viel früher und erzielte im vergangenen Jahr ein Handelsumsatz von 88,4 Milliarden Dollar. Im Jahre 2018 standen Einnahmen in Höhe von 1,9 Mrd. Dollar operative Verluste in Höhe von 1,6 Mrd. gegenüber.

PDD verbrennt im Moment viel Geld. So stiegen die Vertriebs- und Marketingausgaben von 24,5 Mio. USD im Jahr 2016 auf 1,96 Mrd. USD im Jahr 2018. Wachstum steht derzeit über alles. Dafür ist PDD bereit, für jeden neuen Nutzer, Geld zu verlieren.

Wie verdient PDD überhaupt Geld?
In der Anfangszeit erwarb PDD unter dem Namen Pinhaohuo selbst Produkte von Lieferanten und verkaufte diese an die Nutzer. Dieses Modell wurde jedoch sehr rasch wieder aufgegeben und PDD konzentriert sich seitdem auf die Aufgaben und Funktionen eines Online-Marktplatzes.

Der Großteil der Einnahmen von PDD entfällt auf Marketing-Leistungen auf der eigenen Plattform wie Anzeigen, Keyword-PPC (ca. 68%), Kommissionen auf Verkäufe (ca. 30%) und zu einem geringen Teil aus dem Verkauf von eigenen Produkten (ca. 2%).

Die langfristige Nachhaltigkeit des PDD-Geschäftsmodells muss somit erst noch erbracht werden, es ist aber trotzdem beeindruckend mit welcher Geschwindigkeit neue Ideen in China umgesetzt und skaliert werden.

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