Online-Marktplätze konnten in den letzten Jahren unglaubliche Erfolgsgeschichten schreiben und haben die Art und Weise wie Kunden Waren online einkaufen teils neu erfunden.
Unternehmen wie Amazon, eBay, JD.com und Alibaba gehören unumstritten zu den Gewinnern dieser ersten Phase, in welcher es vor allem um die Schaffung von Marktplätzen für Waren ging.
Die nächste Phase hingegen dürfte von der Neudefinition der Dienstleistungswirtschaft geprägt sein.
Das VC-Unternehmen Andreessen Horowitz zeigt in diesem sehr lesenswerten Beitrag die mögliche weitere Entwicklung rund um Online-Marktplätze für Dienstleistungen auf, beschreibt Einstiegshürden und betoffenen Sektoren.

Als ein Beispiel dieser neuen Service-Online-Marktplätze kann Opendoor (Beschreibung des Geschäftsmodells gibt es hier) angeführt werden, welches ein völlig anderes Erlebnis beim Kauf und Verkauf eines Hauses schafft. Will ein Kunde beispielsweise ein Haus verkaufen, kauft Opendoor das Haus (so genannten „iBuying“-Modell), führt Wartungsarbeiten durch, vermarktet das Haus und findet den nächsten Käufer. Dieses Modell unterscheidet sich dabei gänzlich vom traditionellen Hausverkauf, in welchem ein Verkäufer selbst Monate der Unsicherheit, Reparaturaufwand, Zeitaufwand Vorführungen, Listing usw. hat.
Ein weiteres Beispiel für einen Service-Online-Markplatz ist der Hautpflege-Onlinemarktplatz Heyday, welcher den Verkauf von Hautpflegeprodukten mit einer intensiven Online-Beratung von Hautexperten kombiniert.
Ein zumindest in Ansätzen ähnliches Konzept im Beauty-Segment verfolgt poosh.com, die neue neue Lifestyle- und E-Commerce-Website von Kourtney Kardashian.
Laut Kardashian wird die neue Plattform Inhalte über ungiftige Schönheitsalternativen, Ratschläge für vielbeschäftigte Mütter, gesunde Rezepte, erschwingliche Wohnideen, Style-Tipps usw. in Form von Interviews, Tutorials und Lektionen von Experten enthalten. Über die Interaktion mit Experten soll die Service-Komponente hervorgehoben werden.
Auch wenn sich das auf den ersten Blick nicht nach einem neuen revolutionären Konzept von einem Service-Marktplatz anhören mag, so ist die weitere Entwicklung klar erkannbar: weg vom klassischen Listing auf Marktplätzen und hin serviceorientierten Marktplätzen.
Diese neuen Service-Markte füllen dabei eine Lücke und Schwäche von klassischen Online-Marktplätzen, denn Beauty-Konsumenten verstehen nicht immer, welche Inhaltsstoffe sie vermeiden sollten und welche sich positiv auswirken können.
Ebenso setzen diese neuen Modelle auch Platzhirsche wie Amazon unter Druck, denn die Entdeckung von neuen Produkten ist für Plattformen wie Amazon immer noch die große Achillesferse, während diese neuen neuen Service-Marktplätze das ideale Medium sind.
Im Medizinbereich kann Doctolib als Vertreter dieser neuen Service-Online-Marktplätze genannt werden. Doctolib ist dabei ein Marktplatz, der Patienten und Mediziner zusammenbringt. Mit Stand März 2019 wird dieser Service in Frankreich und Deutschland von 70.000 Ärzte und 1.400 medizinische Einrichtungen genutzt. Mit der Saas-Software von Doctolib können vor allem Mediziner in der Terminvereinbarung eine Menge Zeit sparen.
Doctolib selbst ist gerade dabei, das eigene Geschäftsmodell durch die Einführung von Telemedizin weiter auszubauen. Patienten können über Docotlieb telemedizinische Termine buchen, wobei dann über einen Video-Chat mit einem Arzt gesprochen wird. Nach Abschluss des Tele-Termins, erfolgt die Bezahlung über die Webseite von Doctolib. Über das eigene Benutzerkonto kann dann auf das verschriebenen Rezept zugegriffen werden.
In Frankreich wurden dabei gerade erst die normativen Grundlagen für diese Art von Behandlungen geschaffen.
Investoren scheint das Geschäftsmodell zu interessieren wie die Einleitung einer neuen Finanzierungsrunde vor ein paar Tagen beweist.
Waren die letzten 20 Jahr vor allem durch die Entwicklung von Marktplätzen geprägt, in welchen eine Reihe von „einfachen“ Diensten wie Transport, Lieferung von Lebensmittel, Hausdienste usw. (reines Listing oder full-stack-Marktplätze), so dürften die nächsten 20 Jahre vor allem im Zeichen der Service-Online-Marktplätze stehen, wobei hier in Bereiche und Sektoren vorgedrungen wird, welche bis dato noch mit technologischen, betrieblichen und regulatorischen Hürden geschützt sind.
Zu ähnlichen Rückschlüssen wie a16z kommt dabei auch eine Studie von Dealroom, welche die nächste Entwicklung von Online-Marktplätze mit Modellen wie iBuying und einer starken Durchdringung des Dienstleistungssektors geprägt sieht.