Von der Suchmaschine zur Antwortmaschine: Warum Unternehmen jetzt handeln müssen, um die digitale Bedeutungslosigkeit zu vermeiden

Stell dir vor, du gehst in eine Bibliothek und fragst nach einem guten Buch über italienische Küche. Früher hätte der Bibliothekar drei Regale gezeigt, in denen du selbst suchen musstest. Heute setzt er sich hin, liest die besten Bücher durch und gibt dir eine perfekte Zusammenfassung, alles inklusive der drei wichtigsten Rezepte. Klingt praktisch, oder?

Genau das passiert gerade mit der Art, wie wir online nach Informationen suchen und für viele Unternehmen wird genau das zum existenziellen Problem.

Die neue Realität: Antworten statt Links

Wir befinden uns mitten in einem fundamentalen Wandel. KI-Systeme wie ChatGPT, Claude, DeepSeek oder Googles „AI Mode“ funktionieren nicht mehr wie klassische Suchmaschinen, denn sie liefern keine Link-Listen, sondern fertige Antworten. Präzise zusammengefasst und sofort nutzbar.

Das Problem? Niemand klickt mehr auf deine Website.

Die Zahlen geben zu denken, denn Experten schätzen, dass Unternehmen mit Traffic-Verlusten zwischen 18 und 64 Prozent rechnen müssen. Das bedeutet nicht nur weniger Besucher, sondern auch gleichzeitig massiven Umsatzverlust.

Drei Fragen, die sich jedes Unternehmen jetzt stellen sollte

  • Erstens: Wie groß wird mein Traffic- und Umsatzverlust tatsächlich sein?
  • Zweitens: Wie viel davon kann ich wieder zurückholen?
  • Drittens: Wie kann ich diesen Wandel nicht nur überleben, sondern für Wachstum nutzen?

Diese Fragen klingen unangenehm. Sind sie auch. Aber wer sie jetzt nicht beantwortet, wird in zwei Jahren aufwachen und sich fragen, wohin die Kunden verschwunden sind.

Wo es am meisten wehtut

Doch nicht alle Keywords sind gleich betroffen. Je nachdem, wonach Menschen suchen, variiert das Risiko erheblich:

  • Informations-Anfragen („Wie funktioniert X?“, „Was ist das Beste für Y?“) sind am stärksten gefährdet. Answer Engines beantworten diese Fragen direkt, somit kein Grund mehr, auf deine Website zu klicken.
  • Vergleichs-Suchen („Produkt A vs. Produkt B“) folgen dicht dahinter. Die KI erstellt selbst eine Bewertung und spricht Empfehlungen aus. Deine aufwendig recherchierten Vergleichstabellen? Werden nicht mehr gelesen.
  • Kaufbezogene Suchen ohne Markennamen („wasserdichte Wanderschuhe kaufen“) tragen mittleres Risiko. Hier machen die Systeme konkrete Produktvorschläge – und entscheiden dabei, wer sichtbar wird und wer nicht.
  • Marken- und Navigations-Suchen („Nike Store“, „Amazon Login“) sind noch relativ sicher. Aber auch hier gilt: Wer keine starke Marke hat, verschwindet.

Ein Rechenbeispiel aus der Praxis

Ein mittelgroßes E-Commerce-Unternehmen mit 5 Millionen organischen Besuchern pro Jahr und einem durchschnittlichen Umsatz von 2,50 Euro pro Besucher steht vor einem geschätzten Verlust von 4 Millionen Euro jährlich, das alles nur durch organischen Traffic.

Und das ist erst der Anfang, denn auch bezahlte Werbung ist betroffen.

Viele denken jetzt, dass man einfach eben mehr in Google Ads investiert und diese Sichtbarkeit ausgleicht. Doch nein, auch auch hier verschiebt sich alles.

Klassische Anzeigen rutschen weiter nach unten oder verschwinden ganz. Stattdessen entstehen neue Werbeformate in KI-Karussells, die völlig anderen Regeln folgen. Wer hier nicht früh dabei ist, zahlt später umso mehr.

Was jetzt zu tun ist

Der erste Schritt klingt banal, ist aber entscheidend: Analysiere deine Keywords und teile sie in vier Kategorien auf:

  • Informations-Anfragen
  • Vergleichs-Anfragen
  • Kauf-Anfragen ohne Marke
  • Marken-Suchen

Dann rechne aus, wie viel Traffic und Umsatz in jeder Kategorie steckt. Das gibt dir eine realistische Vorstellung davon, was auf dich zukommt.

Entwickle auf der Grundlage dieser Zahlen eine AEO-Strategie, denn SEO war gestern und heute geht es um AEO „Answer Engine Optimization), also um die einfache Frage deine Inhalte in KI-Antworten erscheinen.

Konkret bedeutet das:

  • Content anders strukturieren
  • Auf Markenaufbau setzen (weil Marken weiterhin genannt werden)
  • Direkte Kundenbindung massiv verstärken
  • Sich auf „Agentic Search“ vorbereiten: Agenten, Systeme, die für Nutzer selbstständig Aktionen ausführen

Ein Beispiel: Statt einen Blogpost zu schreiben „Die 5 besten Skischuhe 2025“, musst du dafür sorgen, dass deine Marke in den KI-Empfehlungen auftaucht, wenn jemand nach Skischuhen fragt. Das erfordert völlig andere Herangehensweisen.

Der Moment zum Handeln ist jetzt, denn dieser Wandel ist nicht mehr aufzuhalten. Die Suchwelt wird zur Antwortwelt und zwar schneller, als die meisten denken.

Aber hier liegt auch die Chance: Während viele Unternehmen noch diskutieren, ob das alles wirklich so schlimm wird, können Early Adopters sich neu positionieren. Sie bauen jetzt die Strukturen auf, die in zwei Jahren Standard sein werden.

Es ist wie bei jeder großen Veränderung: Manche klagen über den Verlust des Alten, andere gestalten das Neue.

Die Frage ist nicht, ob dieser Wandel kommt. Die Frage ist, auf welcher Seite du stehen wirst.