Fragen sind keine Einleitung zur Antwort, sie sind vielmehr die Grundlage für neue Denkwege. Fragen sind der Ort, an dem sich neue Denkwege auftun. Wege, die wir vorher nicht einmal gesehen haben, weil wir mit dem Blick schon bei der vermeintlichen Antwort waren.
Tina Selig, Professorin für Kreativität und Unternehmertum an der Stanford University, hat diese Kunst perfektioniert. Sie lehrt, wie man durch bewusstes Umformulieren von Fragen Innovation auslösen kann.
Frage mehrfach umformulieren:
Was passiert, wenn ich „Was“ durch „Warum“ oder „Wie“ ersetze?
Die Methode ist dabei simpel, aber alles andere als banal.
Als ersten Schritt nimmt man die Frage, die man zu lösen glaubt, und schaut sie sich genau an. Ist das wirklich die richtige Frage? Oft ist sie es nicht. Dann beginnt man zu spielen: Ersetze ein „Was“ durch ein „Warum“. Mach aus einem „Wie“ ein „Was wäre, wenn“. Die Worte verändern den Blick, und der Blick verändert dann die Möglichkeiten.
Blickwinkel wechseln:
Wie würde ein Kunde, ein Kind, ein Investor diese Frage stellen?
Der nächste Schritt ist Perspektivwechsel. Stell dir vor, wie ein Kunde fragen würde. Oder ein Kind. Oder ein Investor. Jeder bringt seine eigenen blinden Flecken und damit seine eigenen Lichter mit.
Radikal offen denken:
Was wäre das genaue Gegenteil dieser Frage?
Der vielleicht radikalste Schritt: Frag nach dem genauen Gegenteil. Manchmal führt die Umkehrung geradewegs zu einer verblüffend klaren Lösung.
Ein Beispiel: Statt zu fragen „Wie können wir mehr Schulbusse bereitstellen?“ könnte man ebenso fragen: „Wie verhindern wir, dass Kinder überhaupt einen Bus brauchen?“ Dadurch öffnet sich ein ganz neues Spielfeld: mobile Klassenzimmer, Lernstationen, digitale Lernplattformen.
Seligs Kernprinzip ist entwaffnend klar: Die Fragen, die wir stellen, sind der Rahmen, in dem die Antworten Platz nehmen. Gute Fragen machen den Rahmen größer. Schlechte Fragen lassen ihn so eng, dass nichts wirklich Neues hineinpasst.
„The questions you ask are the frame in which the answers will fall.“
Gute Fragen erweitern den Denkrahmen – schlechte Fragen begrenzen ihn.