Die sieben freien Künste, auch bekannt als „artes liberales“ oder „studia liberalia“, sind ein Kanon von sieben Studienfächern, der in der Antike entstanden ist. Sie bildeten traditionell die Grundlage der Bildung eines freien Mannes, wobei ihre Siebenzahl erst in der Spätantike belegt ist. Im mittelalterlichen Bildungswesen galten sie als Vorbereitung auf die Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin.
Die ersten drei Fächer, bekannt als Trivium, beinhalteten Grammatik (korrektes Formulieren), Dialektik (inhaltlich korrektes Argumentieren) und Rhetorik (klar und verständlich sprechen). Die darauf folgenden vier Fächer, das Quadrivium, umfassten Arithmetik (Zahlentheorie), Geometrie (einschließlich Geographie und Naturgeschichte), Musik (Musiktheorie) und Astronomie (zu jener Zeit auch Astrologie einbeziehend).
Die sieben freien Künste bildeten das exklusive Wissen des Adels und des Klerus. Die Erziehung erfolgte zunächst in der Familie, während an den Universitäten das notwendige Wissen vermittelt wurde, um in der Welt erfolgreich zu sein.
Es handelte sich dabei nicht um handwerkliche Fertigkeiten, welche zur Ausübung eines bestimmten Berufs oder einer bestimmten Aufgabe befähigten, sondern vielmehr ging es darum, den jungen Mann zu denken und zu lernen zu lehren.
Im Gegensatz dazu wurden die modernen staatlichen Schulen gegründet, um Angestellte und Fabrikarbeiter auf öffentliche Kosten auszubilden, eine dienende Klasse mit den spezifischen Fähigkeiten, um nützliche Arbeiter zu sein, aber nicht um unabhängig zu sein oder ihre Vorgesetzten zu hinterfragen.
Devon Eriksen, Ingenieur und Science-Fiction-Autor, nennt in einem sehr lesenswerten Beitrag auf X folgende sieben Kompetenzen als die Künste eines freien Menschen der modernen Welt:
- Logik: wie man die Wahrheit aus bekannten Fakten ableitet
- Statistik: wie man die Implikationen von Daten versteht
- Rhetorik: wie man überzeugt und Überredungstaktiken erkennt
- Forschung: wie man Informationen über ein unbekanntes Thema sammelt
- (praktische) Psychologie: wie man die wahren Motive anderer erkennt und versteht
- Investition: wie man bestehende Vermögenswerte verwaltet und ausbaut
- Handlungskompetenz: wie man Entscheidungen über den zu verfolgenden Kurs trifft und proaktiv Maßnahmen ergreift, um ihn zu verfolgen
Wir befinden uns derzeit in einem epochalen Umbruch. Die realen Auswirkungen und Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz sind derzeit noch nicht abschätzbar und erkennbar. Wir wissen nicht einmal, was wir jungen Menschen beibringen sollen, das auch in 20 Jahren noch relevant sein wird.
Man sollte sich deshalb weniger Gedanken darüber machen, welche „Karrierefähigkeiten“ KI übernehmen wird, sondern sich vielmehr darum kümmern selbst zu kompetenten, scharfsinnigen Menschen zu werden, die mit einem anpassungsfähigen Verstand durch eine ungewisse Zukunft navigieren können.